Multiple Secularities in der Diskussion.

Präsentation und Diskussion
Gäste: Christoph Kleine, Monika Wohlrab-Sahr (beide Universität Leipzig)
30.10.2026, 14:00-17:30
Seminarrraum des IZP, Franckesche Stiftungen, Haus 24 

Die Kollegforschergruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ hat von 2016 bis 2024 untersucht, sie in verschiedenen Kontexten und Regionen auf verschiedene Weise das Verhältnis von religiösen und nicht-Religiösen Praktiken, sophialen Sphären, interpretativen RAhmen, Institutionen und Diskursen jeweils anders und spezifisch gezogen werden: Wie verschiedene „Säkularitäten“ erzeugt werden, deren Untersuchung zeigt, dass „Säkularisierung“ keineswegs ein Kennzeichen des „WEstens“ oder der „Moderne“ ist und dass sie erst in der Vielzahl ihrer Formen verstanden werden kann. Die Ergebnisse dieser Foschungen sind jetzt in „Global Secularity. A Sourcebook“ erschienen. Zwei der HerausgeberInnen stellen den Band vor und diskutieren die Relevanz und Anschlussfähigkeit der Ergebnisse mit uns.

14:00-15:30
Vorstellung des Buches durch Christoph Kleine und Monika Wohlrab-Sahr

15:30
Kaffepause

16:00-17:30
Respondenzen: Säkualrisierung als Nicht-Religion (Daniel Cyranka),
Säkularisierung als Figur und Erzählung (Daniel Weidner)

Forum Literatur und Religion: Kritik der Religion. Literatur als Medium der Religionskritik

Organisiert von Florian Scherübl und Daniel Weidner
11. und 12. September 2025, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Religionskritik ist heute ein wenig aus der Mode gekommen – und das ist nicht neu. Schon Karl Marx´ Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie beginnt mit ihrer Verabschiedung: „Für Deutschland ist die Kritik der Religion im wesentlichen beendigt“. Marx setzt allerdings fort „und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“. Dabei ist „Voraussetzung“ hier nicht nur im historischen Sinn zu verstehen. Kritik überhaupt gibt es nach der Kritik der Religion und sie ist ‚wie‘ die Kritik der Religion. Dabei treten Kritik und Religion in ein komplexes Verhältnis. Letztere ist selbst nicht einfach Gegenstand der Kritik, sondern so etwas wie ihr Vorläufer: Religion ist für Marx nicht nur „Opium des Volkes“, sondern auch „Seufzer der bedrängten Kreatur“. „Kritik der Religion“ ist damit nicht nur Kritik an der Religion, sondern auch Kritik der Religion am Elend. So entsteht ein komplexes Feld von Verschiebungen und Inversionen. In ihm situieren sich die verschiedenen Metaphern der Kritik: das Opium und der Seufzer, später der Fetischismus und die verkehrte Welt.
Die diesjährige Summer School Literatur und Religion nimmt dieses Feld zum Anlass, um über das Verhältnis von Religion und Literatur im Zeichen der Kritik nachzudenken. Wir laden junge ForscherInnen ein, ihre Projekte – Dissertationsvorhaben, Postdoc-Projekte und andere Ideen – in diesem Kreis gemeinsam zu diskutieren. Dabei soll vom doppelten Genitiv ausgegangen und eine Kritik an der Religion ebenso wie die Kritik durch die Religion thematisiert werden. Hier interessieren die rhetorischen Inversionen, Kontrapositionen, Metaphern und Narrative, mit denen Kritik gedacht und erzählt wird. Dabei ist davon auszugehen, dass das Verhältnis von Schein und Wirklichkeit, von Fiktion und Realität auch eminent etwas mit der Literatur zu tun hat oder umgekehrt: dass sich Literatur in der Konstellation von Religion und Kritik produktiv lesen lässt.

Teilnahme — für interessierte Nachwuchsforschende — nur nach Anmeldung per Email: florian.scheruebl@germanistik.uni-halle.de

PROGRAMM SUMMER SCHOOL LITERATUR UND RELIGION 2025: RELIGIONSKRITIK

Donnerstag, 11. September 2025

10:00 – 10.30: Begrüßung
10.30 – 11:30: Gemeinsame Lektüre: Karl Marx, Einleitung in die Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie
11:30 – 12:30: Nicolas Fink (Basel), Streitpunkte
12:30 – 13.30: Luise Henckel (Halle), Aufklärung und Verhängnis. Verhandlungen von Partikularität und Universalismus im Rahmen der ‚Judenfrage‘ im 19. Jahrhundert“
13.30 – 14.30: Mittagspause
14:30 – 15.30: Anne Ramin (Berlin), Laikale Wahrheitsansprüche. Apokryphe Konzeptionen in frühneuhochdeutschen Prosaerzählungen des 16. Jahrhunderts
15.30 – 16:30: Thomas Heubeck (Leipzig), Religionskritik in Walter Benjamins Kafka-Deutung

16:30 – 17:00: Kaffeepause

17:00 – 18.00: Gemeinsame Lektüre: Karl Barth, Der Römerbrief (1922)

Freitag, 12. September 2025

09:30 – 10.30: Isabell Meske (Hannover), Der gute Gott als leeres Konstrukt zwischen mystisch-biblischer Sprachform und im Passionsformat gesetzter Religionskritik nach 1945. Ingeborg Bachmanns Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“
10:30 – 11:30: Jan Andreas Hartmann (Berlin), Klaus Heinrichs „Der Staub und das Denken“. Was die Sophokleische Tragödie über das Bedürfnis nach Religionskritik verrät
11:30 – 12:00: Kaffeepause
12:00 – 13:00: Kilian Thomas (Leipzig), Konversion und Kritik
13:00 – 14:00: Mittagspause
14.00 – 15.00: Benjamin Schmid (München), „Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben, und Fluch vor allem der Geduld!“ Dromologischer Kannibalismus als Nebenfolge von Religionskritik
16.00 – 16.00: Gemeinsame Lektüre: Georges Bataille, Theorie der Religion

Jenseits des Gerichtshofs: Alternative Imaginationen moderner Öffentlichkeit, 20.–22. November 2025

Jahrestagung des Forschungsschwerpunktes „Aufklärung – Religion – Wissen“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Organisiert von Theo Jung und Daniel Weidner

Ort: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), Franckeplatz 1, Haus 54.

Seit einigen Jahren ist wieder vermehrt von der Krise der Öffentlichkeit die Rede. Filterblasen und Fake News, enthemmte Beschimpfungen und Cancel Culture werden als Symptome eines Zerfalls, einer Auflösung oder Funktionsstörung von Öffentlichkeit diskutiert – freilich auch selbst in der Öffentlichkeit diskutiert, die hier gewissermaßen über sich selbst zu Gericht sitzt. Doch was ist diese Öffentlichkeit eigentlich? Wie stellen wir sie uns vor, wie beschreiben wir sie und welche Folgerungen ziehen wir daraus? Die aktuelle Krisendiagnose bietet Anlass für eine kritische Genealogie, denn das Gefühl der Krise könnte nicht zuletzt auch darauf beruhen, dass bestimmte, langfristig tragende Imaginationen der Öffentlichkeit heute brüchig geworden sind. Ein solcher Moment lädt zu neuen Reflexionen ein über die Frage, was Öffentlichkeit war, ist und sein könnte – und verweist dabei auch auf Spuren, die seit der Konstitutionsphase moderner Öffentlichkeiten gelegt, aber nicht weiterverfolgt wurden.

Donnerstag 20.11.202

18:15 Keynote (Achtung, anderer Ort: Steintor-Campus Hörsaal II)
Lucian Hölscher: Die Ethik der Öffentlichkeit

Freitag, 21.11.2025

Ort: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), Franckeplatz 1, Haus 54.

9:00
Daniel Weidner (Halle): Begrüßung

9:15 Panel 1
Nils Kumkar (Bremen): Die Öffentlichkeit und ihre Wirklichkeit
Simone Jung (Lüneburg/Halle): Zwischen Pluralisierung und Polarisierung. Zur Rolle von Affekten in hybriden Öffentlichkeiten

11:15 Kaffeepause

11:45
Yvonne Kleinmann (Halle): Vom ‚allgemeinen Wesen‘, von ‚Volk‘, ‚Nation‘, ‚Landsleuten‘ und ‚Werktätigen‘. Die Adressierung von Öffentlichkeit in polnischen Verfassungstexten

12:45 Lunch

14:00 Panel 2
Robert Fajen (Halle): Kritik der Zwischenzone. Imaginationen der Vermengung und Trennung von privatem und öffentlichem Leben in der venezianischen Komödie des 18. Jahrhunderts
Patrick Primavesi (Leipzig): Öffentlichkeit als Schauspiel, Spektakel und Inszenierung

16:00 Kaffeepause

16:30 Panel 3
Uta Lohmann (Hamburg): Versuch über die fragmentierte Öffentlichkeits-vorstellung jüdischer Aufklärer
Christian Harun Maye (Basel): Inszenierungen von Öffentlichkeit im Salon um 1800

Samstag, 22.11.2025

Ort: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), Franckeplatz 1, Haus 54.

9:00
Theo Jung (Halle) : Zwischenstand

9:15  Panel 4
Elke Dubbels (Bonn): Fest, flüssig, luftartig. Ferdinand Tönnies’ Theorie von den Aggregatzuständen der „ö/Öffentlichen Meinung“
Kirk Wetters (Yale): Hinter geschlossenen Türen. Der Rückzug des Dialogs aus der Öffentlichkeit

11:15 Kaffeepause

11:30 Panel 5
Rieke Trimçev (Halle): Der Souverän schläft nicht. Wachsamkeit als Imagination kritischer Öffentlichkeit
Daniel Fulda (Halle): Kann Berühmtheit Öffentlichkeit erzeugen? Soziale Imaginationen von Voltaire als Beispiel

13:30 Lunch

14:15 Panel 6
Silke Fürst (Zürich): Öffentlichkeit im Zerrspiegel. Konstruktionen von Radiosucht und -panik im Lichte neuerer Debatten zu digitalen Medien
Stephan Pabst (Halle): Das Theater der Öffentlichkeit. Milo Raus ‚Kongo-Tribunal‘

16:15 Ende der Tagung